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Anzeiger St.Gallen/Appenzell vom 18.9.2001 - Nr.38 - Bericht Redaktion

Trogen / Parkplätze / 
Parkplätze entzweien Dorf
Trogen, das selbst ernannte «Kulturdorf im Appenzellerland», probt zurzeit die eigene Streitkultur. Eine Kontroverse ist um die Schaffung neuer Parkplätze entstanden.

ud. «Das wird eine knappe Entscheidung», prophezeit Gemeindepräsident Bruno Eigenmann mit Blick auf den kommenden Abstimmungssonntag. Der Viertelmillionenkredit für die Erstellung von 28 neuen Parkplätzen teilt die Meinungen im Dorf wie selten zuvor.

In der Leserbriefspalte der «Appenzeller Zeitung» melden sich seit Tagen Befürworter und Gegner zu Wort. Vorwiegend aus Kreisen von FDP, Gewerbe und Verkehrsverein hört man: Die 28 neuen Parkplätze sind nötig, damit Trogen attraktiv bleibt bei Gästen und Kunden. Der Vorschlag des Gemeinderates löse drei Probleme, so betont Gemeindepräsident Bruno Eigenmann unermüdlich: 1. die generelle Parkplatznot, 2. die illegale Situation durch «wildes» Parkieren an der Staatsstrasse, 3. die Möglichkeit zur Bewirtschaftung aller Parkplätze.

Die jetzigen Parkplätze reichten aus, behaupten demgegenüber die Gegner der Vorlage. Sie hatten gegen die Gemeindevorlage das Referendum ergriffen, weshalb der Kredit nun vors Volk kommt. Sie fordern seit langem schon eine Bewirtschaftung bestehender Parkplätze und wollen das Dorf nicht mit neuen Parkplätzen «zupflastern». Die bestehenden rund 70 Parkplätze für 95 Angestellte der Justiz- und Polizeiverwaltung genügten, sagt Pius Kessler vom Referendumskomitee. Zusätzlich habe auch die Kantonsschule noch Parkplätze bei ihren Gebäuden. Dank einer konsequenten Nutzung des Parkplatzes «Spitzacker» (am Dorfrand) durch die kantonalen Angestellten werde der Dorfkern entlastet. Ausserdem ist das Komitee sicher, dass mehr Parkplätze auch mehr Verkehr und Gefahr für Fussgänger brächten.

Im Zuge des Trogener Parkplatzstreites fanden die Gegner mehrere Haare in der Suppe. So werfen sie dem Gemeinderat vor, er habe im Abstimmungs-Edikt bewusst 25 Parkplätze bei der Kantonsschule «verschwiegen». Angezweifelt wird auch die Kostenberechnung: Da werde mit einer viel zu optimistischen «Mischrechnung» operiert, stellt Alt-Regierungsrat Hansjakob Niederer fest.

Weil er weder angefragt noch konsultiert wurde und die Parkplatzbauten sein Grundstück betreffen, hat Niklaus Sturzenegger als Grundeigentümer und Anstösser der geplanten Parkplätze Beschwerde eingereicht. Übergangen fühlt sich auch Samuel Eugster, Mitglied der Dorfplatz-Planungskommission. Diese Kommission sei bei Ausarbeitung der Parkplatz-Abstimmungsvorlage nie angehört worden. Dem will Alfons Schedler, gleichzeitig Präsident der Dorfplatz-Planungskommission und Gemeinderat, nicht widersprechen. «Ich informierte die Kommission nicht, weil ich zu diesem Zeitpunkt keinen Grund dafür sehe.» Die Gestaltung des Dorfplatzes und die Parkplatz-Vorlage seien zwei verschiedene Paar Schuhe. 

Der Anzeiger konfrontierte Gemeindepräsident Bruno Eigenmann mit den Vorwürfen der «vergessenen Parkplätze», der «falschen Kostenberechnung» und den «Einsprachen der Anstösser». Zahlen könnten immer so gedreht werden, dass sie für einen stimmen, gibt Eigenmann vorerst zu bedenken. Bei der Kantonsschule seien es effektiv 12 Parkplätze, die im Edikt hätten mitgezählt werden können. Die übrigen Parkplätze, etwa bei der Kanti-Turnhalle, seien zu weit entfernt vom Dorf. Den Vorwurf, wonach die Kostenberechnung etwas gar optimistisch ausgefallen sei, kontert Bruno Eigenmann wie folgt: «Wir haben bewusst keine Vollkosten-, sondern eine Mischrechnung gemacht.» Dies sei geschehen im Wissen darum, dass die Gemeinde vom Kanton als grösstem Arbeitgeber profitiere. Wenn man jedes Detail wie «das Zahnweh des Schneeräumers» auch dazurechne, so wären die Parkplätze tatsächlich defizitär, räumt Gemeindepräsident Eigenmann ein. Doch gegen eine solch isolierte Rechenart wehrt er sich entschieden.

Zu den mehreren hängigen Einsprachen sagt Gemeindepräsident Eigenmann: Die sind alle sistiert, bis die Abstimmung vorbei ist. Jetzt gehe es um den Kredit für die Parkplätze. Danach werde man mit den Einsprechern nach Lösungen suchen. Was aber, wenn Trogen ablehnt? «Dann ist keines der drei Probleme gelöst.»

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