Travel the world: eMail Nummer 19

Regula Immler
und
Daniel Scherrer
on the Road

Danke für Ihre Kommentare, Grüsse, Reklamationen und Aufmunterungen

eMail 19

... und plant nicht zu viel, es kommt so wieso anders!


eMail 19

Date: Thu, 02 Aug 2001 19:29:11

queridos amigos

es kommt sowie anders als geplant. mit diesem phaenomen haben wir uns schon laengst abgefunden. wir nehmen was kommt. um es gleich vorweg zu nehmen: wir sind momentan weder in peru noch in panama, sondern wieder in miami bei unserem freund bill.
wie kommt's? 
wenn wir uns recht erinnern, war unsere letzte meldung aus arenal, wo wir esthers haus hueteten. das war sozusagen eine kreative reisepause. wir genossen es ausgiebig, "eigene" vier waende zu haben: malten, schnitzten und kochten uns durch die regenzeit. aus den geplanten zwei wochen wurde ein monat. als dann der grosse hausputz bevorstand, machte uns arenals wasserversorgung einen strich durch die rechnung. wir hatten den putzlappen kaum befeuchtet, als fuer zwei tage kein tropfen wasser mehr aus dem hahn floss. ironischerweise hatte es auch aufgehoert zu regnen. 
der nasse ueberfluss - ueberdruss sogar, denn dauerregen und schimmelpilz auf jedem fetzten stoff sind nicht immer lustig - wurde innerhalb weniger stunden zur unentbehrlichen mangelware. flaschen schleppen, waschen im see und freiluftklo lehrten uns, das wasser zu schaetzen. 

schliesslich machten wir uns auf den weg zurueck nach concepcion de naranjo, um am projekt "cafe organico" weiter zu arbeiten. in der zwischenzeit waren ein logo, ein einheitliche praesentation, der entwurf eines prospektes und jede menge verkaufsideen entstanden. abermals lebten wir dort bei andrea und jeremy, resp. jeremys grossmutter mamamema. gastfreundschaft wird in costa rica hoch geschrieben und platz fuer gaeste hat es immer. mit der groessten selbstverstaendlichkeit teilten andrea, jeremy und ihr sohn jose francisco(2) ihr kleines schlafzimmer mit uns: zwei betten fuer funf personen, kein problem! um der jungen familie in ihrem selbstgebauten (!!) haus etwa mehr privatsphaere zu lassen, quartierten wir uns spaeter bei der grossmutter ein. 
gegessen haben wir einmal mehr wie die fuersten: viel exotisches aus mamamemas garten mit tollen namen wie pejibaye, guaves, chayote, ayote, tacacos,...dazu maistortillas und stets reis und bohnen. 
ein kultureller hoehepunkt war die "fiesta de maiz", das fest der maisernte. viel laerm, schreckliche musik und verschiedenste maisspeisen lockten waehrend zwei tagen viele besucher ins 100-seelen doerfchen. als stargaeste nahmen wir nach kurzer einfuehrung den ehrenplatz am herd ein. es galt unmegen von chorreadas, eine art mais-omelette, zu brutzeln. waehrend den zwei tagen wurden ueber 2000 maiskolben verarbeitet!!
wichtigster woechentlicher kulturanlass im dorf ist das sonntags-bingo (=lotto). im eigens dafuer errichteten schuppen treffen sich gross und klein mit schweren muenzgefuellten hosentaschen. mit 5 colones (3 rappen) pro runde und spielkarte ist man dabei. die richtigen cracks spielen mit bis zu sechs karten gleichzeitig. wir begnuegen uns als anfaenger mit je einer. es toent wie hagelschauer wenn sich die antike lottomaschine zu drehen beginnt und - wie im fernsehen - kugeln mit nummer ausspuckt. um den laerm zu uebertoenen wird das resultat ins mikrofon gebruellt. in rassigem tempo geht es voran, alle beugen sich konzentiert ueber ihre karten, die maiskeorner zum abdecken der nummern griffbereit in der hand. jede nummer hat ihren uebernamen: "maradona!" -???!-"10!", raunt mamamena neben uns. danke. "la nina linda!" (das huebsche maedchen) "15!" ach so. die spannung steigt. "el viejito (der alte), 75!" "bingo, bingo!" bruellt's aus der ecke. alles atmet auf. wie beim ertoenen der pausenglocke setzt augenblicklich aufgeregtes, lautstarkes geschnatter ein. "dios mio, haett nur noch die 42 gebraucht!!!" vieleicht in der naechsten runde... so spielt man sich durch den abend. regi hat vier mal gewonnen und stolze 485 (~ 3fr.) colones nach hause getragen. zum teufel mit las vegas. es lebe das dorfbingo!
wir liessen uns gar nichts entgehen und besuchten auch pflichtbewusst den samstagsgottesdienst - katholisch natuerlich. zeim eintrudeln wurde ein rosenkranz gebetet und des pfarres pruefender blick schweifte ueber die murmelnde menge. absenzenkontrolle!? die kirche war bald gerammelt voll. dann fegte die feurige predigt los. schnell war uns klar, wo in concepcion politik gemacht wird, wo meinungen verbreitet werden. in einer offenen diskussion wird anschliessend rege ueber bibelstellen und fragen diskutiert. der pfarrer wird mit vielen alltagsproblemen konfrontiert, er ist lebensberater und hat kraft seine amtes (fast) immer recht. das beduerfnis, sich auszudruecken, mit seinen anliegen und fragen erhoert und ernstgenommen zu werden, scheint gross zu sein. der gottesdienst dauert gute zwei stunden. was bei uns sache politischer versammlungen, des sozialwesens und der lieben martha ist, wird hier von der kirche uebernommen. urkatholischer firlefanz und alltagsbewaeltigung reichen sich ploetzlich die hand. warum sind bei uns die kirchen leer?

genug des dorflebens und des tico-alltags. zeit fuer etwas tourismus. ein 5-taegiger ausflug fuehrte uns an die karibikkueste. unserer gesundheit zuliebe reisten wir im bus wie richtige rucksacktouristen, ohne zelt und kocher etc. ein kleiner rucksack mit badehose, strandtuch, wenig kleidern und etwas bargeld genuegen, um eine woche ferien am strand zu geniessen. ein tropen-traum wird wahr. regenwald mit affen, schmetterlingen und handgrossen spinnen. kokospalmen saeumen den weissen sandstrand. der ozean wirft sich in schaeumenden wellen an land. schon kolumbus war beeindruckt. doch indianer gibt es laengst keine mehr. der rasta ist koenig der karibik, er teilt seine welt mit tausenden von muecken und sonnenhungrigen touristen. in der regenzeit ist es erheblich ruhiger. zum plaetschern des regens und dem rhythmischen rauschen der wellen gesellen sich raggae-klaenge. love and peace! noch ist die hauptstrasse ungeteert, kokosnuss ein hauptnahrungsmittel, die dorfbar rot, gelb und gruen bemalt, das faultier haengt schlafend in baum und ein laecheln liegt auf den lippen. rasta-man lebt die gelassenheit, die sich jeder urlauber wuenscht. nur bitte, begnuegt euch aber auch mit reis und bohnen, kalter dusche, etwas zum rauchen und stromausfall. die rueckfahrt nach san jose war dann wie die reise ein anderes land. in costa ricas roestigraben fliesst kokosmilch und marihuana.
als kontrast-programm reisten wir zum abschluss nochmals zu unseren freunden nach liberia. dort trafen wir susie aus deming (new mexiko, usa, dort wo wir die autoprobleme hatten). sie hatte uns costa rica empfohlen. wir koennen die empfehlung nur weitergeben. 
grande fiesta war angesagt. alles ist auf der strasse um dem defilee beizuwohnen. die hitze ist unertraeglich, doch niemand beklagt sich, dass der umzug mit fast zwei stunden verspaetung stattfindet. endlich geht's los. auf ein auto mit scherbelnder musik folgen gut 300 bauern auf ihren pferden durch die gassen reitend... das war's dann. kein gleichschritt, keine marschmusik, keine trachten oder uniformen. erst beim zweiten hinsehen wird uns klar, dass der eigenartig taenzelnde schritt vieler pferde die gute dressur des tiers demonstrieren soll. die zuschauer applaudieren, man ist zufrieden, wie immer.
dann geht's auf's riesige festgelaende. ein jahrmark, buehnen, verkaufsstaende und bierzelte und menschenmengen sorgen fuer ohrenbeteaubenden laerm. musik aus jeder roehre. mitten drinn die pferde mit ihren angeheiterten gesellen, die nun mitunter auch zum mikrofon greifen, um herzzerreissende toene ueber die verlorene liebe zum himmel zu schreien. stellt euch vor, ihr geht mit dem pferd ans st. galler fest und singt noch in jeden festzelt ein staendchen!!! die pferde taenzelten nicht mehr. dafuer wissen die ticos die hueften zu schwingen. bis vier uhr morgens hielten wir einigermassen mit. 

diese tanznacht war dann auch der fitnessmaessige hoehepunkt des letzten monats in costa rica. und was ist mit radfahren, fragt ihr euch. das velo hatten wir in naranjo eingestellt. wir passten uns den gegebenheiten des landes an. wozu sich mit den velo ueber die huegel kaempfen, wenn ein bus oder auto faehrt? oder gleich zu hause bleiben, denn in der eigenen stube tanzt sich's ganz gut und bier hat es auch meistens im kuehlschrank. soviel zum abenteuergeist der ticos. es sind familienorientierte, bescheidene, friedliche und froehliche menschen. der abschied nach drei monaten fiel nicht leicht. mit einer roesti und gschnetzlets ganz ohne reis und bohne feierten wir den einjaehrigen geburtstag unserer reise und verabschiedeten uns gleichzeitig von costa rica. doch wir kommen zueruck, wenn auch nicht fuers radfahren, doch eher zur kaffee-ernte.

das velofahren hatten wir also ertstmal fuer peru aufgehoben. dann erreichte uns die nachricht aus miami, dass es unmoeglich sei, unser auto in florida zu registrieren. der kaeufer wollte sein geld zureuck, weil ihm okali ohne nummernschild natuerlich nix nuetzt. die sache ist kompliziert und die amerikanische buerokratie hat undurchschaubare regeln. irgendwas war schiefgelaufen. da hockten wir in costa rica und okali in miami ist wieder unser. um die sache zu regeln beschlossen wir, ueber miami nach lima zu reisen. 
nun sind wir also wieder hier bei bill und laurie. es war ein freudiges wiedersehen und die rueckkehr in eine vertraute welt. der regen tropft in den swimmingpool, morgen geht's zum basketballspiel und wir suchen uns per telefon und e-mail einen weg durch den buerokratischen dschungel der vereinigten staaten.

wir hoffen, ihr hattet einen regenfreien ersten august, moeglichst regenarme sommerferien und etwas zeit, euch zu erholen. wir freuen uns ueber ein mail von dir, denn jetzt haben wir endlich wieder unlimitierten zugang ans netz, inkl. lust und zeit zum schreiben.
Wenn ihr vielleicht mal ein paar Bildli sehen wollt, empfehlen wir euch hin und wieder unsere homepage www.pke.net/weltreise anzuschauen. in zukunft werden auch immer wieder mal aktuellere bilder aufscheinen, da wir uns eine digitalkamera zulegen werden. An dieser Stelle auch einmal ein ausdrueckliches und herzlichstes dankeschoen an pius kessler, der diese page fuer uns aufgebaut hat und sie aktuell haelt. merci pius! 

also, alles liebe ... und plant nicht zu viel, es kommt so wieso anders 

regi und dani


Autor: 2000-2001 Daniel Scherrer und Regula Immler, on the road
Date: 02-Sep-01

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