Travel the world: eMail Nummer 21

eMail 21

Date: 11. Sept 2001 23:22:45

liebe freunde und familie!
hier sitze ich in miami schon den ganzen tag vor dem fernseher und bin erschuettert ueber die ereignisse in new york und washington. amerika befindet sich zumindest fuer heute und morgen mehr oder weniger im kriegszustand. die spannung ist spuerbar, die geschaefte haben am fruehen nachmittag groesstenteils zugemacht, saemtliche offiziellen staatsgebaeude waren schon am morgen evakuiert worden. der flugverkehr wurde total gestoppt. bis morgen nachmittag (dienstag abend bei euch) wird ganz sicher nicht ein passagierflugzeug von amerikanischem boden abheben, geschweige denn hier landen. ich bezweifle, dass ich wie geplant dieses wochenende zu regi nach lima fliegen kann.
bis jetzt gibt es offensichtlich keinen hinweis auf weitere terroristische aktivitaet im restlichen amerika. daher soll hier in florida morgen das leben wieder ganz normal weitergehen, begleitet von erhoehten sicherheitsmassnahmen natuerlich.
mir geht es natuerlich gut und ausser der erneuten verschiebung meines fluges nach peru leide ich nicht unter diesen ereignissen. dieser tag und diese bilder werden sich allerdings unausloeschlich in mein gedaechtnis einpraegen.
bis in kuerze
dani

Date: Wed, 12 Sep 2001 20:21:05 +0200

liebe freunde und familie

moecht euch nur wissen lassen, dass fuer einmal in peru eine wohltuende ruhe herrscht, waehrenddem in miami bei dani schrecken und angst den alltag preagen. bin echt geschockt ueber die vorkommnisse in den staaten, kann's kaum glauben. noch unglaublicher ist, dass wir nichts davon mitgekriegt haben. zur zeit der anschlaege waren karin und ich am absolut heilen ende der welt. seit einigen tagen sind wir in huaraz, in den anden perus. hinter den goldgelben huegeln blenden die gletescher der cordillera blanca. ein ueberwaeltigend schoener anblick. die letzten vier tage verbrachten wir wandernd in einem abgelegenen tal. die schlicht ruhe und schoenheit dieser bergwelt lassen alles vergessen. hier oben gibt es weder fernseher, noch strom, noch irgendwelchen zivilisationsluxus. die menschen die hier leben von und mit ihren schafen, ein paar kuehen und dem wenigen, das sie hier auf ueber 4000m ueber meer anpflanzen koennen. ihre strohhuetten bieten gerade genug platz um sich auf den strohbedeckten boden auf ein paar fellen und decken hinzulegen. die begegungen mit diesen menschen sind mehr als eindruecklich. trotz der haerte ihres kargen alltags sind sie so froehlich wie ein unverdorbenes kinderlachen.
wir wanderten vier tage durch die stille dieser bergwelt, uebernachteten zu zweit bei eisiger kaelte in karins einerzelt und mussten schliesslich wegen regen vom vorhaben ueber den pass in andere tal zu gelangen absehen. so kehrten wir wieder zureuk nach huaraz, wo uns die schreckensnachricht aus den staaten aus den traum riss.
es wird also wie es aussieht noch ein weilchen dauern, bis dani und ich wieder zusammen sind. ganz so hatten wir uns da nicht vorgestellt. es wird schon gut kommen und doch macht es ein wenig angst.
wir werden wohl noch ein wenig die berge geniessen, bevor wir dann wieder zurueck nach lima fahren. lima hat zwar alle kulturschockqualitaeten, die man sich ausdenken kann, aber wir sind bei der familie meines gottimeitlis bestens aufgehoben. ihr heim ist fuer karin und mich ein insel im chaos, wo wir uns ausgesprochen wohl und zuhause fuehlen.

ich hoffe, bei euch sei alles ruhig und in gewohnten bahnen, ich schick euch ueber den fast 6000 meter hohen alpa mayo eine lieben gruss in die schweiz, wo bestimmt auch bald die ersten berggipfel scneebedeckt sind.

alles liebe aus den anden perus
regi