Travel the world: eMail Nummer 22

Regula Immler
und
Daniel Scherrer
on the Road

Danke für Ihre Kommentare, Grüsse, Reklamationen und Aufmunterungen

eMail 22

...endlich wieder zusammen...


eMail 22

Date: 13. Okt 2001 16:54:50

queridos amigos y familia

mit der obligaten peruanischen verspaetung senden wir euch endlich wieder mal news aus suedamerika. wo waren wir nur stehengeblieben??
beginnen wir mit der grossen erleichterung, als dani und regi sich am flughafen in lima endlich wieder in die arme schliessen duerfen. wieder vereint entdecken wir zusammen mit karin ziegler ein peru der gegensaetze. obwohl sommerliche sonnenstrahlen dem winternebel limas langsam aber sicher den garaus machen, druecken die allgegenwaertige armut und der schmutz des achtmillionen-molochs ziemlich aufs gemuet. andererseits hat die kreativitaet der not manchmal auch inspirierenden charakter. so koennen wir ein laecheln nicht verkneifen, wenn ein gestandener mann im oeffentlichen bus in allem ernst ein seifchen fuer genitalhygiene verkauft.
im heim unserer freunde fuehlen wir uns sehr zu hause und geborgen. trotzdem bleibt lima fuer uns eine basis zum fluechten.
kurz nach danis ankunft werden unsere velos und taschen auch schon im grossen gepaeckabteil eines buses verstaut. wir reisen ueber den 4800 m hohen pass in die sierra. dort besuchen wir die grosseltern von regis patenkind. nach der enge limas sind die ruhe acollas und die weite des andenhochlandes balsam fuer die seele. diese endlos weiten huegellandschaften auf einer hoehe von ueber 3000 m.u.m. spiegeln in sanftem braun, gelb und rot die melancholie des ruhigen und kargen lebens hier oben. die zeit scheint hier stehen zu bleiben. das plaetschern des baches, die braunen felder, die ebenso braunen haeuser -davor stehen nicht autos sondern schafe, schweine und huehner- das weinge gruen und die bunten roecke der frauen sind zeichen des lebens.
ziemlich fassungslos erfahren wir in doña yolandas und don augustos guter stube auf dem flimmernden bildschirm, dass nebst der usa und afghanistan nun auch die schweiz fuer blutige schlagzeilen sorgt. ein mulmiges gefuehl macht sich breit. wo ist es noch sicher, wenn nicht zu hause??? die welt spielt verrueckt und wir sind verwirrte zuschauer, in der allerhintersten reihe; irgendwo weit oben in den anden hocken wir und fragen uns was das soll...
als wir zwar dann mit schwerbeladenen fahrraedern acolla nach vier tagen verlassen, um unseren ersten andenpass per velo zu bezwingen, fragen sich die einheimischen auch was das soll... auch die vicuñas strecken verwundert ihre zarten haelse in die immer duenner werdende luft, als wir auf der staub- und steinstrasse vorbeikeuchen. auf der passhoehe (ca. 4500m.u.m.) verhilft dem dani weder schoggi noch cocatee zu mehr luft. doch wir haben es geschafft und die fabelhafte aussicht belohnt alle muehe. damit es auch dani wieder geniessen kann stuerzen wir uns gleich ins tal. die anfangs holprige angelegenheit, bekommt ihren ausserordentlichen reiz, als die teerstrasse beginnt. das ist wie fliegen!!
nach einer erholsamer nacht in inkaruinen " fliegen" wir dem regenwald zu. der wechsel des klimas, der landschaft und vegetation ist zu schnell, um es begriefen zu koennen. nach fuenfstuendiger talfahrt wechseln wir faserpelz und gore-tex-jacke zu kurzen hosen und t-shirt. da stehen wir schwitzend und verbluefft im ueppigen gruen der selva. in la merced heisst uns doña rebecca willkommen. nach durchschwitzter nacht lassen wir die fahrraeder zurueck und reisen per minibus auf rebeccas chakra (bauernhof) im dschungel. zusammen mit ihrem mann hector und sohn geraldo bewirtschaften sie primaer kaffee- und sekundaer bananen- sowie maisplantagen. obwohl die kaffeepreise himmeltraurig gesunken sind, herrscht eine froehliche stimmung. ( kaffeepreis pro sack vor vier jahren: 250 $; heute: 49$; produktionskosten pro sack: 75$!!) irgendwie schaffen es die menschen hier immer wieder die moral zu halten. wenn man sich vor augen haelt, dass bis vor fuenf jahren die terroristen hier alles zerstoert haben und nun die wirtschaftslage jede anstaendige existenz verunmoeglicht, so erstaunt es schon, dass man hier das lachen nicht verlernt hat. beeindruckend! vielleicht traegt das angenehme klima seines dazu bei. die leute haben viel sonneschein im herzen. das leben hier draussen in purer natur ohne strom und fliessend wasser hat natuerlich fuer uns seinen ganz besonderen reiz. pfadilagerromantik im bananenhain ist hier alltagsrealtitaet und so schwierig wie schoen. mit maisseaen, kaffeeschaelen und roesten, ofen bauen, brotbacken, treppen bauen, holzen und viel fein essen vergeht die woche wie im fluge.
per bus erklimmen wir schliesslich wieder die berge. als wir auf der passhoehe (4800m.u.m)ankommen, schneit es. wir steigen etwas weiter unten aus. dann folgt ein vierstuendiger sturzflug per velo. diesmal nicht in den dschungel, sondern in die kuestenwueste, was nicht weniger spektakulaer ist. bald schon wirft uns jedoch der grossstadtdschungel limas in eine harte realitaet perus zurueck. doch es tut gut, sich auf unserer "insel" bei den fierros die staubigen kleider von leibe zu schaelen, ein dusche zu geniessen, um naechsten mittwoch wieder geruestet zu sein fuer die fahrt nach arequipa und cusco. zum schluss noch ein tolle ueberraschung: jorge hat sich von unserer reiselust anstecken lassen und begleitet uns fuer zwei bis drei wochen.
wir werden uns wieder melden, wenn wir cusco erreicht haben. bis dann wuenschen wir euch einen schoenen herbst, geniesst die farben umsomehr als die weltlage duestere zuege annimmt. wir glauben nach wie vor daran, dass diese welt wunderschoen ist und zur grossen mehrheit von guten menschen belebt wird. und am allerschoensten ist es ... immer noch zu hause. wir vermissen euch und die schweiz gehoerig!!

bis bald con un abrazo, regi und dan


Autor: 2000-2001 Daniel Scherrer und Regula Immler, on the road
Date: 03-Dez-01

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