Travel the world: eMail Nummer 9

Regula Immler
und
Daniel Scherrer
on the Road

Danke für Ihre Kommentare, Grüsse, Reklamationen und Aufmunterungen

eMail 9

Aus dem wilden Westen... ohne Pferd und Wagen!


eMail 9

Date: Fri, 12 Jan 2001 01:02:28

liebe familie, freunde und andere mitleser,

offensichtlich haben nicht alle unter euch unser weihnachts- und neujahrsmail erhalten. die technik ist nicht verlaesslich... wir wuenschen daher allen noch nachtraeglich alles gute zum start in ein neues jahrtausend.

unsereiner hat in den letzten fuenf wochen wieder einiges erlebt:

nachdem die hauptprobleme mit den versicherungen (nachwehen unseres auffahrunfalls) geregelt waren, verliessen wir unsere freunde in cupertino, um der kueste entlang suedwaerts zu fahren. doch schon in den santa cruz mountains zeigte unser okali (der vw-bus ist so getauft) eine schwache blase. kuehlwasser bildete bei jedem stop eine groessere lache unter dem wagen, bis schliesslich mitten in monterey ein verbindungsstueck sich mit lautem knall in winzige bruchstuecke aufloeste und die ganze sosse auf dem mittlerweile ueberhitzten motor theatralisch verdampfte. gluecklicherweise konnten wir verhindern, dass die feuerwehr gerufen wurde. eine gute seele in der einzigen, aeltere vw-vans reparierenden garage schmuggelte uns trotz nahendem wochenende in den eigentlich vollgestopften arbeitsplan, und so konnten wir schon am tag darauf wieder weiter richtung big sur und ventana wilderness fahren.

ein traum, dieser kuestenabschnitt, einfach unglaublich schoen! schroffe felsen die abrupt ins tosende meer abfallen, tiefe buchten voller leben, in den bergen dahinter nahezu unberuehrte lorbeer- und redwoodwaelder, wo irgendwo versteckt heisse quellen zum romantischen bade laden. was kann man sich mehr ertraeumen? die vielfalt von fauna und flora hier ist ueberwaeltigend. vor allem die meerestiere, die man hier beobachten kann: seeelefanten, robben, seeloewen, seeotter, wale, delphine, pelikane und allerlei muschel- und weichgetier.

etwa 200 kilometer vor dem moloch los angeles wendeten wir uns richtung osten, hinein in die wueste. gluecklicherweise entdeckten wir auf dieser fahrt, dass die kuehlung des motors sehr viel effizienter ist, wenn wir die heizung auf vollen touren laufen lassen. dadurch wird naemlich ein maximum an waerme aus dem motorraum abgefuehrt. etwas verquer war es aber schon, mit geheiztem wagen durch die sowieso eher warme mojave-wueste zu gondeln.

nach zwei tagen fahrt durchs niemandsland stuerzten wir uns ins death valley. aufs neue eine welt die uns sofort gefangen nahm: kargheit ist trumpf, nur entlang winzigen rinnsalen von wasser scheint leben zu sein, sonst regiert fels, stein, sand und staub. dies aber in einer schoenheit, die unsere berge vor neid erblassen lassen wuerde. rote und gelbe baender durchziehen purpurnen fels. huegellandschaften, vom wind skulpturiert, schimmern je nach tageszeit in allen braun, ocker, gelb und orangetoenen. dazwischen markieren blaue und gruene flecken die spuren von kupfer und anderen mineralien. wo einst grosse seen vor leben spruehten, blenden nun immense salzpfannen das auge des betrachters.

des nachts singen einen die koyoten in den schlaf und die wuestenfuechse jagen die maeuse, die auf dem zeltplatz nach essensresten suchen.

ganz zufaellig haben wir die beste zeit getroffen um das tal des todes zu besuchen, denn im winter sind fast keine touristen da und die temperaturen liegen nicht ueber den schweizer sommerhoechstwerten. man kann fast nicht glauben, dass hier der zweitheisseste ort der welt sein soll. trocken ist es allerdings, wirklich wuestenmaessig, mindestens 5 liter wasserkonsum taeglich ist pflicht. hier verbrachten wir also in nahezu originalgetreuem setting unsere weihnachtstage.

nach der stille des toten tales erwartete uns nur einige autostunden davon entfernt das in allen tonlagen zum himmel schreiende las vegas. unuebersehbar stritten tausend lichterschilder und attraktionen um die aufmerksamkeit der zahlreichen besucher. alles ist moeglich hier, nur noch groesser und gigantischer soll es sein: viertelstuendlich ein vulkanausbruch, piratenschlachten mit richtigen segelschiffen im kuenstlich angelegten tuempel, springbrunnenballet zu italienischer oper, von eifelturm bis cheopspyramide; nichts darf fehlen, um die euphorie des besucher abflauen zu lassen. so werden tag und nacht, jahr aus, jahr ein ganze heerscharen von geldautomaten mit muenzen gefuettert. glaubt uns, sie sind gefraessig, diese "superduperpaybackslotmachines" . einige wenige dollars haben wir natuerlich auch investiert und fleissig den hebel gedrueckt. danis traum von 12-millionen-gewinn blieb ein traum. den spass und die erfahrung war es auf jeden fall wert. die 1liter yoghurtbecher-gesponsort vom casino-,in denen die spielfreudigen ihre muenzen stapeln, dienten uns fortan als mueslibecher beim fruehstueck. vielleicht noch zwei worte zum all-you-can-eat-buffet, angeboten von den meisten casinos:unendlich und billig. auch hier schafft es niemand, den verfuehrungen zu widerstehen. nichts denken und geniessen, ist die beste strategie. diese fast abartige auspraegung unserer materiellen konsumgesellschaft hielt uns fuer eine nacht gefangen. in neun naechtlichen stunden wanderten wir einmal den sogenannten "strip" hoch und wieder zurueck. dann brummte uns der schaedel, die fuesse schmerzten und wir krochen todmuede in unseren vw-bus. wissen bis heut noch nicht recht was wir von las vegas halten sollen.. .spinnt der mensch oder ist er genial?

wir fahren weiter und nehmen die frage mit in die wueste. einige kilometer ausserhalb der stadt herrscht kargheit und trockenheit. woher kommt all das wasser und die energie fuer diesen wahnsinn?

der riesige hoover staudamm liefert die antwort. dem coloradoriver wird einiges abverlangt! das heisst eigentlich alles. der fluss wird von den stadten des suedwestens regelrecht ausgepresst. kein tropfen wasser schafft es bis zur mexikanischen grenze.

das wasser des coloradorivers ist es aber, welches weiter oestlich die wundersamste landschaft geformt hat, die wir je zu gesicht bekommen haben. der grand canyon ist in seiner schoenheit und groesse schlicht ueberwaeltigend. fast 2 km tief hat sich der fluss waehrend 6 mio jahren in die tiefe gegraben. die erdgeschichte offenbart sich hier in einzigartiger klarheit. wir lassen es uns nicht entgehen ins innere des canyons zu hiken. schicht um schicht steigen wir tiefer, bis wir nach 5 stunden und schmerzenden knien den fluss erreichen. eine ranch bietet dort unterkunft. nur wenige gaeste haben keine koerperliche leiden nach dem anstrengenden abstieg zu fuss oder reitenderweise auf dem maulesel. wehwechen und der zauber des canyons verbinden ungemein. es herrscht gute stimmung in den huetten und sofort ist auch santiago wieder zugegen. wir lernen jessica und marvin kennen, an dessen computer wir jetzt diese zeilen tippen. wir sind nun seit fast einer woche in ihrer villa am stadtrand von phoenix zu gast. sie sind selbst viel gereist und machen es uns nicht einfach weiterzuziehen. einmal mehr sind wir von der unkomplizierten amerikanischen gastfreundschaft beeindruckt. wir haben das haushalten uebernommen und geben uns muehe, jeden abend ein feines menu auf den tisch zu zaubern. nur zwei wolken trueben unser glueck etwas. karin ist gestern zurueck in die schweiz gereist. nach zweieinhalb monaten gemeinsamkeit faellt der abschied nicht ganz leicht. regis knie wollen auch nicht mehr so richtig. es ist zeit fuer einen arztbesuch. wie zu hause, muss man da gnaedig und geduldig ein bis zwei wochen warten. bis dahin wollen wir die umgebung von phoenix (arizona) erkunden. all diese riiiiiesigen kakteen aus den wildwestfilmen stammen von hier. statt baeume und buesche praegt hier stacheliges in allen variationen das landschaftsbild.

mensch, das war ein langes mail!!! die highlights haben sich gejagt in den letzten 5 wochen. falls sich jemand fragt, wo er die naechsten sommerferien verbringen soll: californien, nevada, arizona ist auch in drei wochen mit dem auto machbar, nur ueberholen dich die highlights dann moeglicherweise.

wir hoffen, ihr habt endlich schnee bekommen. laut wetterbericht sollen die hoeheren lagen hier auch bald mit schnee beschert werden. ein sturm zieht auf. grrrr, okali hat keine schneeketten.

alles liebe und viel schnee wuenschen euch

regi und dani


Autor: 2000-2001 Daniel Scherrer und Regula Immler, on the road
Date: 18-Mai-01

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