Independent Trogen-online
 
Trogen in the Appenzeller Alps

News from the Appenzeller Alps
News, Meinungen und Diskussionabeiträge an: kessler@pke.net

 

Tagblatt vom 11.4.2001, Mittelland - Leserbrief

Stimmungsmache gegen Bürgerrechte

In seinem Leserbrief vom vergangenen Freitag zieht der Ortspräsident der FDP Trogen, Ueli Schläpfer massiv gegen die SP vom Leder. Diese hatte nämlich beschlossen, gegen die Parkplatz-Vorlage das Referendum zu ergreifen. Als Präsident der Arbeitsgruppe, welche die Vorlage bearbeitete, sei ihm der Ausrutscher verziehen. Ich weiss, wie viel persönliches Engagement in einer solchen Arbeit stecken kann, und wie lästig die Prügel sind, welche einem die demokratischen Rechte von allen möglichen Seiten zwischen die Beine werfen können. Aber damit muss man entweder leben können, oder man überlässt das Politisieren lieber anderen. Die SP hat seit ihrer Gründung verschiedene Male gegen gemeinderätliche Vorschläge opponiert. Noch nie hat sie es aber dabei unterlassen, Gegenvorschläge oder Ergänzungen aufzuzeigen. Sie hat auch immer aktiv versucht, möglichst früh in die Entscheidungsfindungsprozesse eingebunden zu werden und einen fairen Stil zu bewahren - und diesen fairen Stil im Umgang mit politisch andersdenkenden möchte die SP aufrechterhalten.
Die SP hat jedoch auch gelernt, dass das ihr geschenkte Gehör dabei unabhängig vom Zeitpunkt der Intervention oder der Qualität der Argumentation sehr bescheiden ist. Der gereizte Ton des FDP-Präsidenten zeigt, dass der Umgang mit einer Opposition ebenso geübt werden muss, wie das Opponieren selbst. Die Vorlage, gegen die das Referendum ergriffen wird, ist da deutlich gehaltvoller als der Leserbrief des gleichen Verfassers. Trotzdem enthält diese ein paar Fragezeichen, welche eine öffentliche Diskussion rechtfertigen. So ist zum Beispiel vorgesehen, der «wilden» Parkiererei zwischen «Oberson» und «Rüegg/Knell» ein Ende zu bereiten und statt dessen für 95 000 Franken vier Parkplätze neben die Bäckerei zu bauen. Freie Fahrt also ins Nadelöhr des Dorfzentrums, wo sich Ladentüren direkt auf die Strasse öffnen, wo man Fussgänger gerade einmal zwei Meter sieht, bevor sie den Fussgängerstreifen erreichen, wo ortsunkundige Motoristen mitten auf der Strasse die Verkehrssignalisation am Boden und an den Kandelabern zu entziffern versuchen und gerade nebenan Schulkinder ihre bis zu halbstündigen Wartezeiten auf den Schulbus mit allerlei Kurzweil vertreiben. Und zwar ohne jeglichen Schutz vor etwelchen Brems- und Ausweichmanövern. Wenn sie mich fragen, traue ich den «wild» parkierten Autos eher zu, den Verkehr eingangs Dorfzentrum zu verlangsamen, als der allerschönsten Verkehrstafel mit der entsprechenden Aufforderung. Für den Planer ist es natürlich frustrierend, dass hier gerade «Wildwuchs» gratis und franko einen wichtigen Dienst leistet. Der Vorschlag, die Situation für fast 100 000 Franken in «geordnete» Verhältnisse zu bringen, ist deshalb aus meiner Sicht völlig unsinnig und sogar gefährlich. Abgesehen davon sei die Frage erlaubt, ob denn die Gemeinde diese Parkplätze alleine zu berappen habe. Auf der anderen Seite des Dorfkernes hat ein Gastgewerbebetrieb vor wenigen Jahren auf privater Basis Parkierungsmöglichkeiten geschaffen. Die Frage der Finanzierung gilt auch für diejenigen Parkplätze, welche tagsüber ausschliesslich der kantonalen Verwaltung zur Verfügung stehen werden. Anfang der Neunzigerjahre wollte ja die Gemeinde selber den Parkplatz im Spitzacker finanzieren, obwohl er vor allem von der Kantonsschule benutzt wird. Auch damals wurde das Referendum ergriffen, das mit grossem Mehr Erfolg hatte. In der Folge realisierte der Kanton die Parkplätze im Baurecht, Trogen sparte sich so Ausgaben von über 100 000 Franken - dank der sinnvoll genutzten Volksrechte! Auch über die Kosten der Bewirtschaftung gibt die Referendumsvorlage nur unklare Auskunft. Es werden lediglich die zu erwartenden Einnahmen aufgeführt. Mit der Schaffung einer Teilzeitstelle für die tägliche Kontrolle wäre aber eine transparente Auskunft über die Kosten zwingend, und laut Gemeindeordnung bereits an sich Gegenstand einer Referendumsvorlage. Es sind also berechtigte Einwände, die dazu geführt haben, das Referendum zu ergreifen. Die Unterschreibenden als verantwortungslose Verhinderer zu diffamieren, ist völlig unangebracht. Trogen ist schliesslich immer noch eine Gemeinde und keine Aktiengesellschaft!
Andreas Bächler
Habsat 364 9043 Trogen

Zurück zur Referendums-Übersicht


© all rights reserved 2001
Urheberrechte für Text, Ton, Bild und Inserate
online-office, Eveline and Pius Kessler, Trogen, Appenzeller Alps