Travel the world: eMail Nummer 10

Regula Immler
und
Daniel Scherrer
on the Road

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eMail 10

Der Tag an dem uns die Indianer zu Franzosen machten!


eMail 10

Date: Thu, 08 Feb 2001 17:27:13

liebe freunde und familie

genaugenommen sind wir seit acht tagen wieder on the road und bereits zwei mal mussten wir uns abschleppen lassen. das macht einmal abschleppen pro vier tage. nun, auf die dauer ist das ein teurer spass. spass deshalb, weil uns die fahrt in bunt blinkenden abschleppwagen immerhin zu einer spannenden begegnung verhilft. man kann ja nicht einfach stumm nebeneinander sitzen. so erfahren wir allerhand ueber den alltag eines garagisten. so hat louis zum beispiel vier kinder, die gerne karriere bei der armee machen wuerden, was ihnen eine sichere existenz ermoeglicht. die alteste tocher (17) ist bereits im vorbereitungsprogramm fuer den militaerischen veterinaerdienst...oder so zumindest haben wir das verstanden.

tatsaechlich ist das leben ziemlich hart hier draussen. new mexico ist trocken und staubig. wer hier was aufbauen will, arbeitet hart. die chillibauern scheinen am erfolgreichsten zu sein. nicht zuletzt deshalb, weil die schwarz-arbeitenden mexikaner fuer hungerloehne schuften. die mehrheit der bevoelkerung spricht spanisch und in den schulen ist man bemueht, allen kindern englisch beizubringen. amerika zeigt hier im sueden ein voellig anderes gesicht, als an der westkueste. wer nicht breite hutkrempen und lederstiefel traegt faellt auf. nur schon unser vw-bus ist nebst all den trucks und pickups ein echter aussenseiter, von den velos gar nicht zu reden...

noch femder als unter den truckern und cowboys fuehlten wir uns aber im indianer-reservat. waehrend vier tagen besuchten wir das navajo-reservat. als kind hab ich, mir unter einem indianerreservat immer ein schrecklich kleines stueck erde mit traurigen menschen - von stacheldraht umzaeumt- vorgestellt. unsere kindlichen vorstellungen verfehlten die realitaet bei weitem. vorerst war da gar nichts ausser der atembraubenden weite der hoch-wueste. einsame landschaften, kein dorf, kein indianer bis zum horizont nur stein und fels und niedriges baumwerk und nicht zu wenig schnee. vereinzelt waren haueser zu sehen in eher schaebigem zustand, davor stehen jeweils eine handvoll fahrzeuge in unterschiedlicher verfassung. wovon leben die leute hier? viele sind kleinbauern, einige versuchen mit kunsthandwerk (teppiche und schmuck) etwas zu verdienen. viel mehr ist nicht zu sehen. da man primaer im familienclan lebt, fehlen doerfer und staedte weitgehend.

nicht, dass ihr den eindruck bekommt, hier gaebe es nichts zu sehen. die natur im reservat ist von unglaublicher schoenheit. canyons und sandsteinformationen lassen uns immer wieder staunen. die roten felsenbloecke des monument-valley sind wohlbekannte film- und kalendermotive. besonders eindruecklich war canyon de chelly. dieser heilige ort ist seit zwei tausend jahren von unterschiedlichen indianerstaemmen bewohnt und hat wahrlich eine ganz spezielle ausstrahlung. in diese ueber 100 meter senkrecht abfallenden felswande haben die anasazi-indianer (13.jh.) siedlungen gebaut. diese ruinen kleben kuehn auf felsvorspruengen und in riesigen hoehlen. uber leitern waren die siedlungen erreichbar. hier ist es auch, wo wir zoegernd mit einem navajo ins gespraech kommen. er erzeahlt uns von einem leben zwischen unvereinbaren gegensaetzen: amerikanisches 21. jahrhundert, konsumorientiert, materiell und grenzenlos, auf der anderen seite die eigene verlorene kultur, die trotzdem noch viele sichtbare spuren hinterlassen hat. die bemuehungen, sprache und traditionen wieder zu pflegen sind gross. die offentliche schule bietet so zum beispiel erwachsenenkurse fuer navajo-kultur an. da ist die migrosklubschule nicht mehr weit. trotzdem ist es fuer uns ueberraschend zu sehen, dass die indianer selbst einiges dazu beitragen, ein romantisches bild ihrer geschichte und kultur zu vermitteln. sie lieben dieses bild genauso wie wir europaer...

die sprache scheint allerdings ein wichtiger schluessel zur erhaltung resp. wiederbelebung ihrer kultur zu sein. sie macht unterschiede deutlich. so ist TV in navajo "das bild ,das ueber die luft kommt", der franzose ist "der, mit der schnellen zunge" und der deutsche "der, mit dem militaerhelm"!! fuer schweizer wusste andrew keine uebersetzung, er meint, er taete uns zu dem franzosen...uff!

so verliessen wir als franzosen doch eher schweigend und nachdenklich das land der indianer wieder. sie haben ein schoenes land!!!!

unser weg fuehrte weiter nach sueden. wir waren es satt, jeden morgen gefrorene lebensmittel zu haben, und liessen den winter hinter uns. mangels ausfuerlicher planung, waehlten wir highway 191. er fuehrte ueber die apache-mountains nach sueden. apache toente nach indiander, das passte uns. das "mountain" hatten wir ueberhoert. schliesslich uebernachteten wir auf einer hoehe von ueber 3062 meter ueber meer. die aussicht war entsprechend toll. etwas weniger spass hatte unser auto. mangels sauerstoff wollte es am folgenden morgen nicht zuenden. da sassen wir. bis zum naechsten dorf waren es gut 100km. ein engel im jeep rettete uns. damit ihr aber nicht hochalpine vorstellungen habt, es sah hier etwa so aus wie im bunderland auf etwa 1500 metern. entsprechend hoch schlug das heimatliche herz. der eindeutige hoehepunkt war aber schon der wolf am stassenrand...

jetzt sind wir wieder im cowboy- und truckerrevier. hier fliessen die fluesse bereits gegen den atlantik. der highway 10 bringt uns von deming aus direkt nach florida.zwei tage und zwei naechte durchfahren genuege, lassen wir uns sagen. wir nehmen uns mehr zeit. erst mal muss der mechaniker unser okali wieder auf die beine bringen. hoffentlich..!

tschuess, bis bald

alles liebe, regi und dani


Autor: 2000-2001 Daniel Scherrer und Regula Immler, on the road
Date: 18-Mai-01

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